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Was kann ein Webdesigner zum Thema Praxis-Website sagen?

Die Praxis Website – ein Leitfaden für Ärzte:innen

Inhaltsangabe

Ich will mir heute das Thema Arzt- bzw. Praxis-Website genauer ansehen. Ich habe bisher zwei Websites für Ärzte entwickelt. Einmal für einen Orthopäden, dessen Praxis-Homepage in die Jahre gekommen war und der mich mit einem Relaunch beauftragt hat. Das andere mal beauftragte mich ein junges Ärzte-Duo, das die Praxis eines Allgemeinmediziners übernommen hatte, mit der Entwicklung ihrer Homepage.

Meine Kunden hatten sich bereits für eine Website vom professionellen Webdesigner vor Ort entschieden. Aber welche Möglichkeiten existieren denn überhaupt?

Warum ist eine Arzt-Website wichtig?

Oder braucht ein Arzt eine Website? Wenn man eine Praxis übernimmt oder Hausarzt ist, kommen die Patienten doch sowieso.

Aus diesen Gründen ist eine Website für Ärzte sinnvoll:

  • Patienten googeln den Arzt, den sie (sowieso) aufsuchen wollen, wenn sie einen Termin machen wollen. Sie wollen die Telefonnummer, die Sprechzeiten und die Adresse erfahren.
  • Patienten googeln einen Arzt, der ihnen empfohlen wurde, um herauszufinden, wie er aussieht, wie die Praxis aussieht und welche Qualifikationen er hat. Dann entscheiden sie, ob sie der Empfehlung folgen.
  • Die Website kann, wenn sie gut gemacht ist, die Arzthelferinnen entlasten, weil weniger Fragen telefonisch beantwortet werden müssen. Es ist auch möglich, ein Termin-Buchungs-Tool einzubinden.
  • Patienten, die ohne Empfehlung nach einem Arzt suchen, googeln nach einer Praxis in ihrer Nähe, z. B. „Hausarzt Flensburg“. Im besten Fall erscheint Ihre Praxis-Website auf der ersten Suchergebnis-Seite bei Google. Deshalb ist auch Suchmaschinen-Optimierung wichtig für eine Praxis-Website. Fachbegriff hierfür ist SEO für Search Engine Optimization .

Welche Anbieter für Arztwebsites gibt es? Vor- und Nachteile.

2.1 Die Arzt-Website-Spezial-Agentur.

Wenn man „Arzt Website“ oder „Praxis Website“ googelt, bekommt man ein großes Angebot von Agenturen, die sich genau darauf spezialisiert haben. Da ich mit keiner dieser Agenturen gearbeitet habe, ist es schwer zu sagen, ob eine davon besonders zu empfehlen wäre. Um zu prüfen, ob die Websites einer Agentur brauchbar sind, kann man sich die Webseiten, die als Referenzen angegeben sind, genauer ansehen…

Die technische Qualität einer Website kann getestet werden, indem man sie hier auf Programmierfehler prüft: https://validator.w3.org/ oder hier auf ihre Geschwindigkeit: https://pagespeed.web.dev/. Enthält der Quelltext der Website sehr viele Fehler oder ist die Ladezeit schlecht, würde ich die Agentur nicht empfehlen.

Vorteil einer Arzt-Agentur ist sicherlich, dass sie sich sehr auf die Bedürfnisse von Ärzten eingestellt haben und sehr viel Erfahrung auf dem Gebiet haben.
Nachteil ist, dass es vermutlich schwerfällt, innovativ zu sein, wenn man immer die gleiche Aufgabe abarbeitet. Und obwohl alle naturgemäß damit werben, individuelle Lösungen zu entwickeln, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie einfach ein Design aus der Schublade nehmen und ein wenig anpassen.

2.2 Die Baukasten-Lösung

Um es kurzzumachen: Homepage-Baukasten-Lösungen von Jimdo, Wix, 1und1 und wie sie alle heißen, bringen EINEN Vorteil – einen sehr niedrigen Preis – und dann einen Rattenschwanz an Nachteilen. Kostenlos sind sie übrigens alle nicht, wenn man sie professionell nutzen will.

Den größten Nachteil sehe ich in den handwerklich schlecht programmierten Vorlagen. Dann bezahlt man monatlich relativ viel für unterdurchschnittliches Hosting. Sprich: es sind nicht die schnellsten Server. Ein weiterer Nachteil ist, dass man immer an den Punkt kommt, an dem man die Design-Vorlage nicht nur farblich und inhaltlich anpassen will, sondern an dem man eine etwas andere Funktionalität benötigt. Eben etwas Individuelles – und das geht mit einem Baukasten nicht.

Vielleicht sehen Sie es auch als Vorteil, dass Sie die Website mit dem Baukasten selbst erstellen können. Es gibt sicherlich Ausnahmen, aber in der Regel wird jeder, der das erste Mal eine Homepage konzipiert, Anfänger-Fehler machen, die dann am Ende zu einer Website führen, die irgendwie nicht professionell wirkt.

Wenn es wirklich so günstig wie möglich sein muss und man alles in Nachtschichten selbst machen will, dann empfehle ich ein günstiges Hosting Paket bei All-inkl.de oder Webgo.de zu buchen. Mit einem Klick die kostenlose Software WordPress zu installieren und dann mit einer ebenso kostenlosen WordPress-Design-Vorlage sein Glück zu versuchen. Dann kommt man monatlich wesentlich günstiger weg und hat etwas, worauf man aufbauen kann. WordPress lässt sich nämlich auch hochprofessionell einsetzen.

2.3 Die Agentur oder der Webdesigner vor Ort

Ob Agentur oder Freiberufler ist wahrscheinlich Geschmacks-Sache. Vorweg gesagt: Bei beiden gibt es welche, die hervorragende Arbeit leisten und viele, die mittelmäßig oder sogar schlecht arbeiten. Meistens erkennt man die guten am höheren Preis. Eine Garantie ist das aber leider auch nicht. Genau wie bei Punkt 2.1 kann man die Websites der Kandidaten auf Programmierfehler und Geschwindigkeit testen.

Die Vorteile bei einem Ansprechpartner vor Ort sind offensichtlich: Man kann sich unkompliziert treffen. Das führt dazu, dass eine tatsächliche Beziehung aufgebaut wird, die der Individualität des Designs zugutekommt. Wenn das Budget vorhanden ist, ist es ohne Zweifel das Beste, seine Website einem Profi anzuvertrauen. Er (oder sie) erfasst Ihre Bedürfnisse und die Ihrer Patienten, er findet individuelle Lösungen und entwickelt eine Website, die schnell lädt, handwerklich sauber programmiert ist und alles mitbringt, um bei Google weit nach oben zu kommen.

Nachteile bei Freiberuflern können sein, dass sie nicht sofort anfangen können, sondern etwas Vorlaufzeit und etwas länger bei der Umsetzung benötigen. Bei Agenturen kann es vorkommen, dass einem ein riesiges, teures Paket mit Branding, Corporate Design, Marketing-Materialien, Image-Film, Website, Fotografen und Texter angeboten wird.

2.4 Verwandte und Freunde, die sich „mit so was“ auskennen

Jeder hat einen Nerd in der Familie oder im Bekanntenkreis, der schon mal eine Website gemacht hat. Man könnte sich an denjenigen wenden, um ihn zu unterstützen, um Geld zu sparen oder um mit jemandem an dem Projekt zu arbeiten, den man kennt und dem man vertraut. Sagen wir, dass Sie tatsächlich jemanden kennen, der eine Website auf Profi-Level gestalten und programmieren kann, dann haben Sie wirklich Glück. Es bleibt das einzige Risiko, dass derjenige in ein paar Jahren vielleicht nicht mehr zur Verfügung steht für Änderungen, weil er weggezogen ist, oder weil er „so was“ nicht mehr nebenbei macht…

Statisch programmierte Website oder CMS (WordPress)?

Optisch gibt es zwischen beiden keinen Unterschied. Jetzt wird es technisch – sorry…

3.1 Die statisch programmierte Website

Der Webdesigner schreibt die Inhalte in den Quelltext – der Browser zeigt die Website an.

Vorteil: Die Website benötigt quasi keine Wartungsarbeiten. Wenn sie einmal steht, steht sie. Sie ist relativ uninteressant für Hacker und dadurch von allein sicher. Es müssen keine Backups erstellt werden. Die Website ist identisch mit den Dateien, die der Webdesigner auf seinem Rechner hat. Das ist das Backup.

Nachteil: Das Praxis-Team kann nicht beliebig Texte und Bilder ändern. Man ist auf den Webdesigner angewiesen. Ich habe allerdings einen einfach editierbaren Urlaubsticker entwickelt, der ggf. auf meinen Arzt-Websites läuft.

3.2 Die WordPress Website

Auf dem Server wird die WordPress Software installiert, über sogenannte Plugins und Themes werden Funktionen und Design hinzugefügt. Die Inhalte/Texte werden in einer Datenbank gespeichert. Im Browser werden die Einzelteile dynamisch zusammengesetzt, je nachdem, was der User klickt und welche Seite angezeigt wird.

Vorteil: auch ohne Programmierkenntnisse lassen sich Texte und Bilder ändern.

Nachteil: Die Software muss regelmäßig aktualisiert werden. So schließt man Sicherheitslücken und verhindert, dass die Website gehackt wird. Da die Website durch ein fehlerhaftes Update oder einen Hacker-Angriff „zerstört“ werden könnte, müssen Backups gemacht werden. Dadurch entsteht Wartungsaufwand und Wartungskosten, falls man die Wartung nicht selbst machen möchte.

Welcher Aufwand kommt auf mich zu? Welche Inhalte sollten dem Webdesigner geliefert werden?

  1. Das Logo, falls vorhanden
  2. Fotos von den Ärzten, dem Team und den Räumlichkeiten (Abklären, ob das Team das möchte)
  3. Texte zu den Leistungen, Schwerpunkten, Qualifikation/Werdegang der Ärzte
  4. Impressum und Datenschutzerklärung
  5. Prüfung der Praxis-Website auf Einhaltung des Arztwerberechts

Die Texte dürfen übrigens nicht von einer anderen Website kopiert werden. Das straft Google ab und kann auch rechtliche Folgen haben.

Welche Fragen sollte die Arzt-Website beantworten?

Die meistgesuchten Informationen von wichtig nach weniger wichtig sind:

  1. Kontaktdaten: Telefonnummer für Termine
  2. Sprechzeiten
  3. Rezeptbestellung
  4. Online-Rezepte und Online-Termine
  5. Adresse und Anfahrt, Parkmöglichkeiten
  6. Angebotene Leistungen
  7. Informationen und Fotos zu Ärzten, Team und Praxis

Welche Funktionen könnte die Praxis-Website haben?

  1. Urlaubsticker – Banner, der angezeigt wird, wenn die Praxis wegen Urlaub geschlossen ist
  2. Sprachenumschalter – für eine mehrsprachige Website
  3. Kontakt-Formular
  4. Foto-Galerie
  5. Online-Terminvereinbarung
  6. Online-Rezept-Anfrage
  7. Erklärungen zur Video-Sprechstunde (Weitere Infos: https://www.kbv.de/html/videosprechstunde.php)
  8. Erklärungen zur digitalen Anamnese (Weitere Infos z. B. https://idana.com/)
  9. Viele weitere interessante Ideen finden Sie hier: https://www.kbv.de/html/zukunftspraxis.php

Gibt es rechtliche Vorgaben?

Ja. Wie für alle anderen gilt auch für die Praxis Homepage, das Telemediengesetz und die DSGVO. Die Website muss also ein Impressum und eine Datenschutzerklärung mit den vorgegebenen Angaben haben. Besonders ist, dass Ärzte nur sachlich über Ihre Leistungen informieren – nicht (aufdringlich) werben dürfen. Sie dürfen z. B. keine Erfolgsversprechen oder vergleichende Werbung machen. Weitere Informationen zum Arztwerberecht gibt es unter wikipedia.org/wiki/Arztwerberecht und hier noch ein paar Tipps: docleads.de/haeufige-Fehler-auf-Arztwebseiten.pdf

Grundsätzlich gilt: Für rechtliche Sicherheit sollte ein Fachanwalt beauftragt werden. Der Webdesigner macht keine Rechtsberatung.

Wie viel kostet eine Praxis-Homepage?

OK. Sagen wir, Sie haben sich für die Profi-Lösung entschieden. Dann fallen in etwa folgende Kosten an:

  • Hosting Gebühren 8 €/Monat inkl. MwSt. (Server, Domain, E-Mails usw.) Mein aktueller Favorit? Webgo (Gutscheincode: ’seestern‘) – bestes Preis-Leistungs-Verhältnis, sehr zuverlässig und sehr guter Support. Sehr gut unterstützt wird man auch bei Mittwald. Schlechte Erfahrung habe ich bisher nur mit 1und1 und Strato gemacht (schlechte Performance, Probleme beim Kunden-Management und teilweise schlechter Support. Ich schätze, sie sind einfach zu groß). Wer es noch günstiger braucht, kann zu All-inkl.com, Domain Factory oder Alfahosting gehen.
  • Webdesign und -Entwicklung: 2.000 € – 10.000 € netto je nach Agentur/Webdesigner und nach inhaltlichem bzw. Funktions-Umfang der Website.
  • Texte und Fotos. Was ein freier Texter und ein professioneller Fotograf für Stundensätze haben, weiß ich nicht. Die meisten meiner Kunden schreiben ihre Texte selbst und ich unterstütze sie, soweit ich kann. Den Unterschied zwischen Profi-Foto und selbst geknipstem Foto sieht man auf jeden Fall. Da hilft auch keine Spiegelreflexkamera…
  • Impressum und Datenschutzerklärung vom Anwalt: ca. 150 € netto
  • Websitepflege: 30 – 60 € netto/Monat, damit der Webdesigner sich monatlich um WordPress Updates und Backups kümmert und Support leistet. Man kann sich aber auch selbst um die Softwareaktualisierung kümmern, dann kostet es nichts.
    0 – 75 netto € im Jahr für Text-/Bildänderungen an einer statischen Website. Eine kleine Änderung ist in ein paar Minuten erledigt und kostet dann unter 20 € netto.

Wie viel Zeit muss für die Erstellung der Website eingeplant werden?

Die Entwicklungszeit ist abhängig vom Umfang der Website und der Kommunikation zwischen Auftraggeber und Dienstleister. Ich benötige für eine Website mit bis zu 5 Unterseiten 2–5 Wochen. Ein komplexeres Projekt kann auch 6-12 Wochen dauern.

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